60 Jahre Siedlergemeinschaft Neutraubling

01. 11. 2014

Neutraubling (wn). Mit einem Festakt, verbunden mit der Ehrung der Gründungsmitglieder feierte am Samstag die Siedlergemeinschaft Neutraubling ihr 60-jähriges Bestehen. Seit ihrer Gründung hat sich die Siedlergemeinschaft zu einem starken Verein entwickelt, der auf eine besondere Erfolgsgeschichte zurückblicken kann. Nach Vertreibung und jahrelangen Entbehrungen hat man erheblich dazu beigetragen, dass sich viele Menschen in Neutraubling eine neue Heimat schaffen konnten.

 

Einige Ehrengäste, neben den Grußwortredner auch die ehemalige Bürgermeisterin Eleonore Mayer, zweite Bürgermeisterin Gisela Kokotek und mehrere Stadträte, Mitglieder und eine Abordnungen des „Patenkinds“ Eslarn waren in den Pfarrsaal gekommen, um mit der Siedlergemeinschaft Neutraubling zu feiern. Die rund 120 Anwesenden wurden nach einem Festessen  von der „Oberpfälzer Grenzgangmusik“ unter Leitung von Cornelia Gurdan vortrefflich unterhalten. Eine weitere Bereicherung des Abend stellte der Sketch „Warten auf den Bus“ dar, bei dem Margot Gabriel und Franziska Kellermann ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellten.

 

Dankbar stellte Vorsitzender Helmut Pinz in seiner Begrüßung fest, dass es nach Vertreibung, jahrelangen Entbehrungen und Leben in den Baracken Neutraublings endlich möglich war, 1952 kleine Eigenheime in der Junghans-Siedlung zu beziehen, die mit größten Anstrengungen aller Familienmitglieder erbaut wurden. Als vor 60 Jahren die Siedlergemeinschaft entstand, waren es einige wenige Leute, die eine Idee verwirklichten, man konnte nicht ahnen, dass diese Gründung so lange Bestand haben würde.

 

Es waren vor 60 Jahren Wolfgang Barth, Peter Haug und Jakob Mayer, die sich der Sache annahmen. Anfangs noch ohne Vorstandschaft, doch die Mitgliederzahl wuchs rasch, so dass es 1960 bereits über 70 Mitglieder gab und Josef Radler zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde. 1973 übernahm Heinrich Böhm den Vorsitz; die Gemeinschaft wuchs auf mehr als 150 Mitglieder. 1990 wurde Olaf Noffke Vorsitzender, der sich unermüdlich einsetzte, so dass am Ende seiner Amtszeit mehr als 400 Mitglieder der Siedlergemeinschaft angehörten. Nun sei er selbst im dritten Jahr als Vorsitzender tätig und hoffe, die Gemeinschaft wird weiter ein fester Bestandteil des Neutraublinger Vereinsleben sein.

 

Alle Hausbesitzer in Neutraubling sind Siedler. Es gab hier keine alteingesessenen Familien. Siedler oder auch Ansiedler kommen aus vielfältigen Gründen hier her, sei es der Arbeitsplatz, die gute Infrastruktur oder die zentrale Lage. Laut dem Bürgermeister weist Neutraubling derzeit über 70 Nationen in der Bevölkerung auf. Ein Großteil folgte dem Ruf als Gastarbeiter, andere migrierten um zu überleben. Viele von ihnen sind geblieben, sind ebenfalls zu Siedlern geworden. Selbst viele türkische Bürger blieben, haben sich hier ein Haus gekauft und fühlen sich hier bei uns wohl. Einige sind auch schon Mitglieder im Verein geworden.

 

Wir bekommen nun immer mehr Menschen aus Krisenländern, die eine neue Heimat suchen, sie sind auch anders, haben andere Religionen, sprechen andere Sprachen, haben andere Sitten und Gebräuche. Sie werden irgendwann auch ein Haus kaufen oder bauen und unsere Nachbarn werden. Wir werden sie aufnehmen müssen und ihnen zur Seite stehen. Als Siedler werden wir ihnen unsere Nachbarschaftshilfe genauso anbieten, wie wir es immer getan haben. Es wird an uns liegen, wie diese Menschen sich integrieren, wenn wir sie ausgrenzen, werden wir uns selbst irgendwann ausgegrenzt haben.

 

Natürlich werden sich diese Neubürger nicht so leicht in Vereinen oder Gesellschaften integrieren. Sie kommen ja aus Ländern, in denen Vereine keine Chance hatten und der Staat auf jede Versammlung ein argwöhnisches Auge warf.

Doch mit der Zeit werden diese Menschen sich auch öffnen und Vertrauen zu uns fassen. Die nächste Zukunft denke ich, wird eine Zeit der neuen Völkerwanderung werden. Ich glaube, die Nationalisten werden kaum noch Chancen haben, die Völker werden sich immer mehr vermischen. Wir sollten uns auch gedanklich darauf einstellen, dass wir keine Insel mehr sind. Unsere Herausforderung wird sein, unsere Gemeinschaft in diese schwierige Zeit weiter zu führen und neue Generationen für uns zu gewinnen.

Die Grußworte

Den Reigen der Gratulationen eröffnete Bürgermeister Heinz Kiechle, der sich durchaus die Mühen und Plagen der Menschen vorstellen konnte,  die bei der Entstehung der Siedlung an der Eichendorffstraße gearbeitet hätten. Bei der Herbstversammlung werde stets Resümee gezogen und es könne festgestellt werden, dass für die Wohneigentümer  2014 kein schlechtes Jahr gewesen sei. Man wurde von Naturkatastrophen verschont und müsse deshalb auch dankbar sein.

 

In den 60 Jahren ihres Bestehens sei die Siedlergemeinschaft ein  starker Verein geworden, der sich immer größerer Beliebtheit erfreue.  Dem Vorsitzenden und der gesamten Vorstandschaft sprach er daher ein großes Lob für die geleistete Arbeit aus und wünschte der Siedlergemeinschaft alles Gute für die nächsten zehn Jahre  „lassen Sie uns das Jahr gut abschließen“, sagte er. 

 

Bezirksvorsitzender Christian Benoist, der auch für Kreisvorsitzenden Benrhard Jobst sprach, bekannte, dass es durchaus schwierig sei, einen Verein über 60 Jahre am Leben und auch aktiv zu halten. Die Siedlergemeinschaft Neutraubling sei Beweis, dass dies gelingen könne. „Sie sind im Ort ein angesehener Verein, Sie helfen sich gegenseitig aus“ honorierte Benoist. Die Gemeinschaft sei froh, dass es die Kommune gebe, aber auch die Kommune sei froh, dass es die Gemeinschaft gebe. Früher habe es geheißen „Nachbar kann ich dir helfen, heute heißt es Nachbar dir helfe ich“. Inzwischen habe sich vieles geändert und es müsse aufgrund des  demografischen Wandels geschaut werden, wie es mit Vereinigungen weitergehe.

 

Die Glückwünsche der katholischen Pfarrgemeinde überbrachte Pfarrer Josef Weindl, der die Riesenleistung der Siedler bestätigte, was allein schon der Kirchenbau in Neutraubling beweise. Ziel des Vereins sei die gegenseitige Hilfe und ein gutes Miteinander „ Ihnen ist Nachbarschaftshilfe und Nachbarschaftspflege wichtig, machen Sie weiter so“.

 

Im Namen der evangelischen Kirchengemeinde gratulierte Dr. Wolfgang  Drewes, der betonte, dass die Gemeinschaft seit Jahren Aufgaben zur Förderung und zum Erhalt des Wohneigentums übernehme. Geblieben sei eine vielfältige Vereinskultur die in den Veranstaltungen in Neutraubling zum Tragen komme. „Sie tragen dazu bei, dass Neutraubling ein Ort ist, in dem man gerne lebt und wohnt“.  Glückwünsche und Geschenke zum 60-jährigen Jubiläum überbrachte zudem abschließend Vorsitzender Josef  Maier von der Partnergemeinschaft Eslarn

 

Ehrung der Gründungsmitglieder

Natürlich kam bei diesem Ehrenabend den Gründungsmitgliedern eine besondere Würdigung zu; sie wurden durch Vorstand Pinz und seinem Vorgänger Olaf Noffke geehrt . Die 50er Jahre waren geprägt von Männern, die nicht jammerten, sondern anpackten, Männer und Frauen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen und nicht warteten, bis der Staat ihnen einen goldenen Boden bereitete.

Gegenseitige Hilfe und offene Türen füreinander waren das Erfolgsgeheimnis. Wir sind in der glücklichen Lage noch viele Mitglieder aus dieser Gründerzeit zu haben.

An erster Stelle wurde Wolfgang Barth genannt, seines Zeichens auch ein hervorragender Musiker, der einer der Urheber der Gründung war. Sein unermüdlicher Einsatz galt dem Vereinsleben; er hat auch die Wasserwacht mit gründet und war dort lange Zeit Vorsitzender.

 

Anna Dilk, ebenfalls 60 Jahre dabei, stellt seit Jahren ihre Garage als Gerätehaus zur Verfügung. Ebenfalls seit 60 Jahren dabei Katharina Haug und Siegfried Wildner.. Xaver Fehlner ist knapp 60 Jahre dabei und ebenso Josef Grech, einer der Aktiven der ersten Stunde, wie zudem Günther Hikel und Josef Mathes.

 

Neutraubling (wn). Wie an anderer Stelle berichtet, feierte die Siedlergemeinschaft Neutraubling am Samstagabend mit einem Festakt ihr 60-jähriges Bestehen. Verbunden war damit auch das traditionelle Herbstfest mit Ehrung der Blumenschmucksieger 2014, wobei Vorstand Helmut Pinz je ein Alpenveilchen überreichte.

Wie er eingangs betonte, war man teilweise überwältigt, als man die Gärten aussuchte und begutachtete, mit wie viel Ideen und Geschmack ein Garten angelegt war. Manch Garten war so, dass man den selbst gerne besessen hätten. Ob es nun wunderschön angelegte Freisitze waren, eine Fülle von Blumen oder aber auch der optimale Nutzgarten, mit Gewächshaus, Spielrasen, Blumen und Gehölz.

Der Verein hatte dieses Mal sehr viel Wert auf die Häuser gelegt, welche energiesparende Maßnahmen  getroffen wurde und ob  das Haus für die Zukunft gerüstet sei. Heuer wurden nur wenige als Vertreter der Mitglieder ausgesucht. Zum einen Hans Mosig, dessen Garten ein Mustergarten sei, der sich in manch Fachzeitschrift gut machen würde. Ferner Albert Götz aus der Gärtnersiedlung; allein um seinen Vorgarten könnte man ihn beneiden.

Zudem die Familie Beck, die ihrer Straße direkt ein wunderschönes Gesicht gab. Weiterhin Wilhelm und Rainer Schmidt. Wilhelm Schmidt hat zwar schon übergeben, doch ich glaube, seine Handschrift ist deutlich zu sehen. Hier gefiel der Mix aus Zier- und Nutzgarten. Wilhelm Schmidt ist auch der Zusteller unserer Vereinszeitschrift in der Gärtnersiedlung. Bei Peter Uhl gefiel der Aufbau der Spalierbäume passend auch zum Gesamtbild des Hauses.

 

Man war auch wieder in Barbing bei den Familien Baumer, Langhanss und Dürschl. Hier hat ein Freisitz begeistert, angelegt wie eine Mauer mit Gewölben, der Garten mit viel Raum für Spielgeräte der Kinder. Zudem eine Gartenanlagen, bei der man gerne länger verweilt hätte. Zudem hatte man ein Mitglied ausgewählt, da dort die Energieeinsparung verwirklicht wurde.

 

Text mit freundlicher Genehmigung W. Neumann, Donaupost

 

Bild zur Meldung: Unsere Gründungsmitglieder

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